Programm 2014

23. Braunauer Zeitgeschichte – Tage
„endlich Deutsch  –  Österreich zwischen Anschluss und Krieg“

26. – 29. September 2014
GUGG Kulturhaus Stadt Braunau, Palmstraße 4

Unter diesem Thema beschäftigen sich die 23. Braunauer Zeitgeschichte-Tage (Freitag 26. September abends – Sonntag 28. September 2014) mit dem Zeitraum vom 12. März 1938, also dem Einmarsch deutscher Wehrmachts- SS- und Polizeieinheiten in Österreich, bis zum 1.September 1939, dem deutschen Angriff auf Polen, der den Zweiten Weltkrieg auslöst.

Mit dem bereits am 13. März 1938 verkündeten „Bundesverfassungsgesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ begannen rasch auf den verschiedensten Ebenen Transformationsprozesse.

Über Jahrhunderte gewachsene historische Strukturen wurden allmählich völlig zerstört, etwa mit der Festlegung von 7 Reichsgauen, an deren Spitze Reichsstatthalter standen, die mit den NSDAP-Gauleitern identisch waren.

Aus Berlin geforderte einschneidende Maßnahmen waren mit dem Auswechseln der Führungskräfte im öffentlichen und privaten Sektor rasch und effizient zu verwirklichen. Am 1. 4. 1938 erfolgte eine erste Deportation österreichischer Funktionäre und Patrioten in das KZ Dachau, weitere wurden für einige Zeit inhaftiert. Regimegegner wurden verfolgt, in Konzentrationslager eingewiesen, manche zum Tod verurteilt. In Mauthausen entstand bereits im August 1938 ein KZ, zu dem später zahlreiche Außenlager gehörten.

Maßnahmen zur Verfolgung und Vertreibung der Juden Österreichs erlebten im Novemberpogrom vom 9./10. 11. 1938 einen ersten Höhepunkt, danach folgten die weitgehende Konzentration der verbliebenen jüdischen Bevölkerung in Wien, die systematische Deportation und Vernichtung. Ähnlicher Verfolgung waren besonders im Burgenland die Roma und Sinti ausgesetzt. Ein starker Druck erfolgte auf die katholische Kirche, obwohl die Bischöfe 1938 einen Ausgleich gesucht hatten.

Um den NS-Staat zu festigen, wurde ein hartes Polizeiregime errichtet. Das österreichische Bundesheer wurde der deutschen Wehrmacht eingegliedert und ein 2-jähriger Militärdienst eingeführt, dazu kam der Reichsarbeitsdienst. Einschneidend waren auch die Einführung der Standesämter sowie eine neue Sozial- und Steuergesetzgebung. Alle Erscheinungen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens wurden den Erfordernissen der NSDAP unterworfen, deren Organisation eng mit der staatlichen verknüpft war.

Bereits im März 1938 begann die Integration der österreichischen in die deutsche Wirtschaft. In wirtschaftlicher Hinsicht ging aufgrund der nationalsozialistischen Kriegsvorbereitungen die hohe Arbeitslosigkeit rasch zurück. Vor allem die Gründung neuer Großbetriebe und die Erneuerung alter Betriebe sowie die Nutzung von Rohstoffreserven für die Rüstung wurden vorangetrieben, dazu kam eine erhebliche Bautätigkeit im militärischen Bereich.

Die Außenpolitik des Deutschen Reichs war vorerst vor allem für Tiroler enttäuschend, da Hitler auf die Wiedervereinigung von Nord- und Südtirol verzichtete. Die Fortsetzung der aggressiven Expansionspolitik durch Hitler führte mit der Sudetenkrise im September 1938 an die Grenze eines Kriegs; es folgten die deutsche Okkupation Tschechienssowie die Gründung der Slowakei und Umgestaltungen auf dem Balkan. Mit dem deutschen Angriff auf Polen begann am 1. 9. 1939 der Zweite Weltkrieg.

Die 23. Braunauer Zeitgeschichte-Tage werden viele Aspekte dieser etwa 18 Monate zwischen „Anschluss“ und Kriegsbeginn in Vorträgen und Diskussionen beleuchten, wobei nach bewährtem Vorgehen immer der überregionale Blickwinkel ergänzt wird durch das Herausarbeiten von Bezügen zu lokalen Ereignissen.

Parallel zur Tagung, die bei freiem Eintritt im GUGG Kulturhaus der Stadt Braunau, Palmstraße 4, stattfindet, ist eine Ausstellung von Bildern, Texten und Objekten aus und zu dieser Zeit im GUGG Theaterfoyer gestaltet.

 

Zur Einstimmung in die Thematik wird am Donnerstag 25. September, 19.30 Uhr Charlie Chaplins berühmtes Werk „Der große Diktator“ in der Filmgalerie Bad Füssing präsentiert,
wobei Fritz Hirzel (Autor von „Chaplins Schatten – Bericht einer Spurensicherung“ http://www.fritzhirzel.com ) Einführung und Gesprächsleitung übernimmt.

 


Fr 26. 9.

19.30 Uhr


Eröffnung




Nationalsozialismus in Österreich.

Zustimmungsdiktatur, Mobilisierungskrisen und Verfolgungsgemeinschaft

Anschließend wird zum Büfett gebeten

 

Bgm. Mag. Johannes Waidbacher, Stadt Braunau am Inn

Landesrat Dr. Michael Strugl,  Oö. Landesregierung, Linz

Mag. Florian Kotanko, Verein für Zeitgeschichte, Braunau


Dr. Gerhard Botz
, em. Univ. Professor für Zeitgeschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Historische Sozialwissenschaft, Wien


Sa 27. 9.

9 Uhr


Österreichs Finanzverwaltung 1938 –
eine feindliche Übernahme


Wolfgang Fritz
, Autor,
ehem. Leiter der Revisionsabteilung im Finanzministerium, Wien


Sa 27. 9.

11 Uhr

 

Festung Österreich? Vom Bundesheer des „Ständestaates“ zur Deutschen Wehrmacht

 

 

HR Dr. Peter Broucek,
ehem. stv. Direktor des Österr. Kriegsarchivs, Wien

 


Sa 27. 9.

14 Uhr


Stadtführung


Christine Schmid, Altheim

Ing. Hannes Waidbacher sen., Braunau


Sa 27. 9.

15.30 Uhr

 

„Ein ziemlich tief wurzelndes Mißtrauen der Leserschaft niederkämpfen…“

Die österreichische Bevölkerung zwischen Zustimmung, Irritation und Widerstand gegenüber nationalsozialistischer
Medienpolitik und propagandistischen Medieninszenierungen
in der Zeit vom „Anschluß“ bis zum Kriegsbeginn.

 


„Neue Warte am Inn“:
die gelenkte regionale Wochenzeitung

 

Ao. Univ.-Prof. Dr. Fritz Hausjell,
Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien







Verein für Zeitgeschichte, Braunau


Sa 27. 9.

17.30 Uhr


Vom romantischen „Volkskostüm“ zum „Ahnenkleid der Väter“

 

Prof. Dr. Ulrike Kammerhofer – Aggermann,
Leiterin des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde


Sa 27. 9.

20 Uhr


Podiumsdiskussion:
Wer konnte wann und was wissen?

Franz Jägerstätter


Edmund Glaise-Horstenau



Hans Hammerstein



Zeitzeugin

Zeitzeuge


Eine Reaktion: „Lachen gegen Diktatoren“




Dr. Erna Putz, Theologin,
Politik- und Kommunikationswissenschafterin, Ohlsdorf

HR Dr. Peter Broucek,
ehem. stv. Direktor des Österr. Kriegsarchivs, Wien

 

Martin Prieschl MA,
Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung


Rita Allesch, Simbach

Hermann Rieder, Polling


Fritz Hirzel, Journalist und Schriftsteller, Bern


So 28. 9.

10 Uhr


Zur Außenwahrnehmung des Neuen:

„Briefe ohne Antwort“
von Otto Leichter


Egon Ranshofen-Wertheimer


Mag. Heinrich Berger,
Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft, Wien


Tamara Rachbauer MA BScManfred Rachbauer, AutorIn, Braunau / Simbach